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Skeptiker widerlegt

Juni 2018

Vor 20 Jahren berichtete die Welt am Sonntag über Gründung der Zweitmarktbörse

Artikel in der Welt am Sonntag vom 2. November 1997
Artikel in der Welt am Sonntag vom 2. November 1997

„Eine geschlossene Veranstaltung wird öffentlich“ überschrieb die Welt am Sonntag (Wams) vor rund 20 Jahren einen Artikel über den Beginn des offiziellen Handels gebrauchter Fondanteile an der Hanseatischen Wertpapierbörse Hamburg. „Jährlich werden 200 bis 300 neue Fonds aufgelegt. Geschätztes Gesamtinvestment: rund 20 Milliarden Mark, die Hälfte davon wird von Privatanlegern finanziert“, schrieb die Wams damals und weiter: „Ein öffentlicher geregelter Zweitmarkt ist für die Wachstumsbranche geschlossene Fonds überfällig.“

Anleger können rund 5.000 verschiedene Anteile handeln

Von einer Wachstumsbranche geschlossene Fonds können wir bei einem Jahresumsatz von rund 1,6 Milliarden Euro Eigenkapital 2017 nur noch sprechen, weil die Vorjahre deutlich schlechter waren.

Der Handel mit gebrauchten Anteilen an der Zweitmarktbörse dagegen hat sich seit der Einführung erfolgreich und seit 2011 mit kontinuierlichen Steigerungen entwickelt.Seit 2004 wird die von Initiatoren unabhängige Handelsplattform unter der Marke Fondsbörse geführt. Anleger können darüber Anteile von rund 5.000 geschlossenen Fonds handeln.

Manche Vorhersagen des 20 Jahre alten Zeitungsartikels haben sich tatsächlich bewahrheitet. „Erfolg wird der junge Markt haben, wenn er bestimmte Leistungen sicherstellt“, prognostizierte die Wams damals und nannte zum Beispiel ein kurzfristiges Fondslisting führender, seriöser Initiatoren. Dazu ist es längst gekommen. Kaum ein nennenswerter Anbieter, der sich und seine Fonds nicht an der Börse gelistet hat.

Käufer zahlen teilweise Kurse weit über 100 Prozent

„Vom Start weg sollten flotte Umsätze erreicht werden. Dies auch als Nachweis, dass die Branche den Markt akzeptiert und auch problematische Fondsanteile umgesetzt werden“, hieß es weiter mit einer gewissen Skepsis. Auch daran besteht kein Zweifel. Die Fondsbörse hat seit ihrer Gründung zigtausende Transaktionen begleitet. Der nominale Handelsumsatz summiert sich alleine seit 2004 auf rund zwei Milliarden Euro. Und auch die Qualität der Fonds umfasst eine gewaltige Spanne. So wurde der Immobilienfonds „MEGA IV GbR“ von Dr. Görlich in diesem Jahr zum Kurs von 3,5 Prozent gehandelt, der Schiffsfonds „SeaClass 11“ von KGAl zu 6,5 Prozent. Häufig überschreiten die Kurse die 100-Prozent-Marke jedoch deutlich. So führt die Liste mit den Top 25 der gehandelten Fonds aus dem Mai 2018 zum Beispiel den Immobilienfonds „DG Anlage – Einkaufs-Center Fonds“ mit einem Kurs von 360 Prozent und den Schiffsfonds „MS Buxcliff“ von GEBAB mit einem Kurs von 300 Prozent. Somit ist die seinerzeit geäußerte Befürchtung widerlegt, dass nur „Flops am Zweitmarkt umgehen“.

„Strikte Neutralität und Kontrolle muss verhindern, dass Insider wie Beiratsmitglieder oder Makler ihr Wissen zu Lasten von Käufern oder Verkäufern ausnutzen“, forderte die Wams damals. Dieses Risiko kann weitgehend ausgeschlossen werden. Kontrollorgane verhindern den Insiderhandel. Allerdings klagt die Fondsbörse darüber, dass manche Aufkäufer abseits der geregelten Börse Zeichner anschreiben und versuchen, gebrauchte Fondsanteile zu einem Schnäppchenpreis zu erwerben, der nichts mit dem tatsächlichen Wert zu tun hat.

Herzlich, Ihr
Markus Gotzi

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