Mai 2018

E-Commerce verdrängt den stationären Einzelhandel
Haben wir uns im vergangenen Blog-Beitrag mit den Gewinnern der Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft beschäftigt, kommen wir nun zu denjenigen, die mit den Herausforderungen klarkommen müssen. Die traditionellen Einzelhändler und mit ihnen die Eigentümer und Vermieter von Geschäftshäusern und Einkaufszentren spüren den heißen Atem der Onlinehändler. Doch nicht alle Segmente sind gleich stark betroffen. Anleger in geschlossene AIF mit Handelsimmobilien sollten daher die Prognosen für Handelsimmobilien bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.
Die digitalen Auswirkungen auf den Handel spürt und verursacht nahezu jeder Konsument, denn wer will von sich behaupten, er habe noch nichts über Amazon oder andere Verkaufsplattformen bestellt und nach Hause liefern lassen? Was DHL, Hermes und andere Logistikunternehmen nach Hause liefern, ist nicht über die Ladentheke gegangen, sondern mit Maus, Laptop oder Smartphone bestellt worden. Die Umsatzeinbußen des stationären Handels bleiben nicht ohne Konsequenzen: Mieten sinken, Leerstände steigen, selbst an guten Standorten. Aktuell stehen in Deutschland neun Prozent der Ladenlokale leer und damit doppelt so viel Flächen wie bei den Büros.
Anteil des E-Commerce dürfte weiter steigen
Ein Trend, der sich künftig verstärken dürfte, denn vieles spricht dafür, dass der Anteil des Internet-Handels am Gesamtumsatz weiter steigt. Nach Jahren kontinuierlichen Wachstums liegt er aktuell bei rund 9,5 Prozent und in Summe bei knapp 50 Milliarden Euro. Legte der traditionelle Handel im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent zu, wuchs der E-Commerce im selben Zeitraum um knapp elf Prozent.
Dabei ist die Entwicklung sehr heterogen. Am härtesten betroffen sind die Bereiche Mode und Elektro. Hier kommt der E-Commerce jeweils auf knapp 25 Prozent des gesamten Umsatzes und erreichte im vergangenen Jahr jeweils rund elf Milliarden Euro. In den Sparten Freizeit und Hobby, Büro und Schreibwaren wird ebenfalls nahezu jeder vierte Euro online umgesetzt, allerdings auf insgesamt niedrigerem Niveau.
Lebensmittel stemmt sich dem digitalen Trend entgegen
Im Lebensmittelhandel liegt der Anteil des E-Commerce dagegen nur bei rund einem Prozent. Somit stemmt sich der Bereich dem digitalen Trend entgegen. Ernst & Young hat in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass nur einer von 70 Befragten seine Lebensmittel online einkauft. Und lediglich jeder achte gab an, er wolle Brot und Butter künftig häufiger in den digitalen Einkaufswagen packen.
Dass der deutsche Lebensmittelmarkt noch nicht reif ist für die Digitalisierung, musste kürzlich Trendsetter Amazon erfahren, denn der Bio-Händler Basic hat seine Kooperation mit Amazon Fresh beendet. Mit Amazon Fresh können Kunden in Hamburg, Berlin, Potsdam und München Lebensmittel online bestellen und erhalten die Lieferung wenig später. Experten glauben jedoch nur an eine Verzögerung des digitalen Lebensmittelhandels. Hält der Online-Riese durch, könne der Online-Anteil bei Lebensmitteln innerhalb der kommenden zehn Jahre auf zehn Prozent kommen. Dabei orientieren sich die Fachleute an der Entwicklung im Ausland: So liegt der digitale Lebensmittel-Einkauf in Frankreich bereits bei 5,3 Prozent, in Großbritannien sogar bei 6,9 Prozent des Gesamtumsatzes.
