Kurse spiegeln Corona-Krise wider
Oktober 2020
Immobilienfonds haben sich weitgehend erholt
An der Entwicklung der Zweitmarktkurse für gebrauchte Publikumsfonds an der Fondsbörse Deutschland offenbaren sich die wirtschaftlichen Folgen und Befürchtungen aus der Corona-Krise. So hatten die Kurse für Immobilienfonds die 100-Prozent-Marke im August zwar durchbrochen, rutschten mit steigenden Ansteckungsfällen im September mit rund 94 Prozent jedoch wieder unter diese wichtige Linie. Immerhin zahlten Käufer im Schnitt noch immer deutlich mehr als in den ersten Monaten der Pandemie, als zahlreiche Verkäufer Preise akzeptierten, die mit den tatsächlichen Werten oft nicht viel zu tun hatten. Absoluter Tiefpunkt war der Juni dieses Jahres, als die durchschnittlichen Kurse für Immobilienfonds an der 60-Prozent-Schwelle kratzten. Als umsatz-und kursstärkstes Segment zogen die Immobilien die Gesamtkurve aller Handelskurse auf 55 Prozent herab.
Die größte Gruppe der gehandelten Fonds ist in sich differenziert. Die Altanleger beteiligten sich seinerzeit an Beteiligungsmodellen mit Bürogebäuden, Shoppingzentren, Wohnanlagen, Supermärkten, Pflegeheimen – Objekte mit nun sehr unterschiedlichen Prognosen. Die Rendite-Aussichten der verschiedenen Immobilien-Segmente weichen teilweise stark voneinander ab. Wohnungen dürften weitgehend schadlos durch die angespannte Lage kommen, ebenso Logistikimmobilien, Lebensmittelmärkte und Seniorenimmobilien. Bei Shoppingcentern mit einem hohen Mieteranteil an Textilgeschäften und vergleichbaren Händlern dagegen sieht es teilweise düster aus. Genau wie bei den Hotels. Wie es bei den Büros weitergeht, ist noch nicht spruchreif. Stehen die Objekte künftig teilweise leer, weil ein Großteil der Angestellten hauptsächlich im Homeoffice arbeitet, oder sind sogar zusätzliche Flächen nötig, um die geforderte Distanz zwischen den Arbeitsplätzen einzuhalten? Der eine sagt so, der andere sagt so.
Pflegeheimfonds kosten teilweise mehr als den Nominalwert
Schauen wir uns dagegen die Kursentwicklung bei den Pflegeheimfonds an, so bestehen offenbar wenig Zweifel an der künftigen Nachfrage nach stationären Plätzen oder Einrichtungen mit Tagespflege. Mit Immac und INP platzieren zwei Anbieter seit vielen Jahren erfolgreich geschlossene Fonds mit Sozialimmobilien, und die gebrauchten Altfonds sind ebenfalls gefragt. So zahlte ein Käufer Ende September für Anteile am Immac-Fonds „Pflegezentren Rheinland Pfalz“ 127 Prozent. Auch INP-Pflegeheimfonds waren Käufern in den vergangenen Wochen mehr als 100 Prozent wert.
Bei Tankern und Containerschiffen steigen die Charteraten
Erstaunlich, dass sich die Kurse für Schiffsbeteiligungen ausgerechnet jetzt erholen. Die Charterraten steigen sowohl bei den Containerschiffen als auch bei den Tankern. Professionelle Investoren scheinen die Märkte genau zu beobachten, denn mit knapp 100 Transaktionen wurde im September ein Jahreshoch erzielt. Der Durchschnittskurs lag mit gut 37 Prozent deutlich über den Abschlüssen der Vormonate.
Und die Flugzeugfonds? Von Airbus und Boeing hören wir nichts Gutes, ebenso wie von der Lufthansa und anderen Airlines. Trotzdem brechen die Kurse nicht komplett ein. Haben Käufer in den Vor-Corona-Zeiten bis März 2020 im Schnitt zwischen 33 Prozent und 35 Prozent gezahlt, waren es seitdem nicht viel weniger. Im September erreichten die Kurse bereits wieder knapp 30 Prozent. Mit einem Handelsvolumen von 390.000 Euro belegte der Fonds „Wealthcap Aircraft 26“ im September sogar Platz eins der gesamten Umsatzliste. Es gibt also durchaus Investoren, die sich mit einem an Singapore Airlines verleasten Airbus A380 einen Profit erwarten, solange der Anteilspreis stimmt.